Alternativen zu klassischen Antibiotika – leider vielfach noch nicht praxisreif oder hinreichend klinisch erprobt...

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Dass die teilweise unreflektierte Breitenanwendung von Antibiotika zur Zunahme von Resistenzen bei medizinisch lebenswichtigen Antibiotika geführt hat und – trotz aller regulatorischen Bemühungen – auch noch führt, ist allgemein bekannt. Umso interessanter werden wirksame Alternativen jenseits der Anwendung klassischer Antibiotika. Dabei muss das Rad teilweise gar nicht neu erfunden werden. 

Multiresistente Keime in vielen europäischen Ländern ein zunehmendes Problem

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Keine 100 Jahre ist es her, dass Alexander Flemings das erste Antibiotikum entdeckt hat und Infektionskrankheiten plötzlich effektiv behandelt werden konnten. In der Regel verliefen Infektionen wie z.B. Lungenentzündung nicht mehr tödlich. Doch diese Errungenschaft der modernen Medizin gerät immer mehr in Gefahr, denn Bakterien werden zunehmend resistent gegenüber Antibiotika. Eine europaweite Auswertung der Infektionsraten mit resistenten Keimen verdeutlicht, wie verbreitet solche Erreger inzwischen in Europa sind

Wenn die Darmflora nach Antibiotika-Gabe einen Ausreise-Antrag stellt ...

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Dass der Mensch nicht alleine daherkommt, sondern komplex mit Mikroorganismen besiedelt ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Viele Internisten betrachteten bis vor Jahren die menschliche Darmflora allerdings meist nur als „lästiges Sichthindernis“ bei der Endoskopie. Mittlerweile stürzen sich jedoch immer mehr konventionell arbeitende Ärzte auf aktuelle Erkenntnisse, die unter dem neuen Schlagwort „Mikrobiota“ verbreitet werden. Als Mikrobiota oder manchmal auch als Mikrobiom bezeichnet man alle auf und in einem Organismus beheimateten Mikroorganismen. Ein Beispiel hierfür sind die mittlerweile vielfach bestätigten Erkenntnisse zu bestimmten Verschiebungen der Darmflora bei übergewichtigen Patienten1).  Auch bei einer anstehenden antibiotischen Therapie kann es jeder auf den Beipackzetteln lesen und/oder weiß es aus persönlicher Praxis: Eine häufige Nebenwirkung von Antibiotika ist Durchfall. Dieser kann zusammengefasst und plastisch als „kollektive Ausreise ansässiger Darmbakterien“ betrachtet werden. Besonders häufig ist diese Nebenwirkung bei den antibiotisch wirksamen Substanzen Erythromycin, Lincomycin/Clindamycin, Cephalosporinen, aber auch bei Tetrazyklinen, Ampi- und Amoxicillin, Neomycin und Gyrasehemmern (Chinolonen)2). Bereits in den 1990er Jahren wurde das Ausmaß der Nebenwirkungen „Durchfall nach Antibiotika-Anwendung“ auf ca. 1 Million sog. „Durchfalltage“ pro Jahr hochgerechnet. 

"Pflanzliche Zubereitung" ist nicht gleich "pflanzliche Zubereitung"

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In den letzten Wochen reiht sich Meldung an Meldung über das vermehrte Vorkommen multiresistenter Bakterien in unserer Umwelt. Auch das Umweltbundesamt (UBA) als zuständige Bundesoberbehörde beteiligt sich an der Debatte. So werden nun verstärkt Forderungen nach genereller Einführung einer zusätzlichen Reinigungsstufe in kommunalen Klärwerken erhoben. 

„Wogegen helfen Penicillin & Co.?“ – Hoher Aufklärungsbedarf rund um das Thema Antibiotika!

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„Wogegen wirken Antibiotika: sowohl Bakterien als auch Viren, nur gegen Bakterien oder nur gegen Viren?“ Auf diese Frage wissen mit 42 Prozent nicht einmal die Hälfte der Bundesbürger die korrekte Antwort. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Gesundheitsmonitors des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH).1) Zur Auflösung: Antibiotika können ausschließlich bei Infektionen helfen, die von Bakterien verursacht werden.

Alle reden von MRSA – doch auch andere Antibiotika-resistente Keime gewinnen zunehmend an Bedeutung

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Wenn es um Keime geht, gegen die chemisch-synthetische Antibiotika nicht mehr wirksam sind, haben die meisten schon mal von MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) gehört.  Diese Bakterienbefinden sich zum Beispiel auf der Haut von MRSA-Trägern, ohne Erkrankungen auszulösen. Eine Infektion kann dann ausbrechen, wenn die MRSA-Erreger infolge eines geschwächten Abwehrsystems über Wunden oder durch Schleimhäute in den Körper gelangen.  Das ist häufig bei Patienten im Krankenhaus der Fall, weshalb MRSA auch häufig als „Krankenhauskeim“ bezeichnet wird. Da MRSA gegen wichtige Antibiotika unempfindlich (multiresistent) ist, kann eine Infektion einen schweren Verlauf nehmen.Zwar ist in den vergangenen Jahren ein Rückgang von MRSA-Infektionen zu verzeichnen, jedoch sind in Deutschland die MRSA-Keime immer noch dominant. Noch nicht ausreichend ins öffentliche Bewusstsein gerückt sind andere Erreger – zu nennen wären hier zum Beispiel VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken).

Virus oder Bakterien: Nur die richtige Diagnose ermöglicht eine rationale Therapie!

Kategorien:  Infektionskrankheiten 

Auch im Frühjahr 2016 grassiert eine neuerliche Grippe- und Erkältungswelle in Deutschland. Nach vielen Beobachtungen waren die Erkrankungen trotz des vergleichsweise milden Wetters in vielen Regionen häufiger und klinisch ausgeprägter als in den Vorjahren. Bei hartnäckigen Erkältungen stellt sich in der Arztpraxis umso häufiger die Frage: Ist ein Antibiotika-Einsatz sinnvoll oder nutzlos, weil die zugrunde liegende Erkrankung ausschließlich durch Viren verursacht wird? Daten über einen neuen Bluttest wecken Hoffnung, dass bald eine schnelle Abklärung möglich wird, ob Viren oder Bakterien den Infekt verursachen.

Antibiotika-Resistenzen: Die WHO wacht langsam auf….

Kategorien: Infektionskrankheiten Resistenzen 

Über die Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde in der Rubrik „Expertenmeinungen“ bereits berichtet (s. GRÖHES 10-Punkte-Programm) 1. In diesen Tagen startet nun eine erste globale Initiative der internationalen Gesundheitswächter.  Zuvor hatte die WHO eine breit angelegte Studie zum Antibiotika-Gebrauch in 133 Mitgliedsstaaten durchgeführt (2015)2. Als wesentliche Problemlagen werden benannt: eine mangelhafte Ausstattung bzw. zu wenig Budget der Referenzlabors, die teilweise Freiverkäuflichkeit von Antibiotika sowie mangelhaftes Wissen über chemisch- synthetische Antibiotika und Resistenzen bei medizinischem Fachpersonal, Laien inkl. Politik, Medien und Hochschulbereich.  

Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen fordert Aufklärung auf allen Ebenen

Kategorien:  Resistenzen 

Beratung in der Apotheke zum sachgemäßen Umgang mit Antibiotika

Gegen Antibiotika resistente Bakterien, an denen auch in Deutschland jährlich bis zu 15.000 Menschen sterben, haben es auf die Agenda des vergangenen G-7-Gipfels in Elmau geschafft. Dies zeigt, dass die Eindämmung von Antibiotika-Resistenzen schon längst ein Thema mit globalem Handlungsbedarf ist. Der Einsatz von Antibiotika muss eingeschränkt werden, um auch zukünftig eine Wirksamkeit in der Human-  und Veterinärmedizin zu gewährleisten, so der gemeinsame Konsens beim G7-Gipfel im Juni 2015. Aber auch auf nationaler Ebene sagt die Bundesregierung den Superkeimen den Kampf an: Im Kabinett wurde Mitte Mai 2015 die „Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie“ (DART 2020) überarbeitet (die DART wurde bereits 2008 das erste Mal vorgelegt), in der unter anderem auch eine größere Sensibilisierung der Bevölkerung für die Resistenzproblematik gefordert wurde, um die Wirksamkeit von Antibiotika zu erhalten. Hierfür ist ein Zusammenspiel aller Verantwortlichen nötig. Nicht nur den verschreibenden Ärzten kommt bei der Patienten-Aufklärung zum sachgemäßen Umgang mit Antibiotika ein großer Stellenwert zu. Auch Apotheken sehen sich in der Beratungspflicht, denn diese haben  pro Jahr in etwa eine Milliarde Patientenkontakte.

10-Punkte-Plan zur Vermeidung von Antibiotika-Resistenzen: Bundesgesundheitsminister Gröhes Ankündigungen – kritisch gewürdigt…

Kategorien: Antibiotika in der TierzuchtGesundheitspolitik Resistenzen 

Wenn heutzutage Minister und Ministerinnen zu bedeutsamen Problemen länger schweigen und danach Vorschläge zur Behebung vorlegen, so werden häufig bedeutungsschwangere 10-Punkte-Programme lanciert. Damit die Öffentlichkeit merke, dass man sich tatsächlich „mit großem Ernst“ einer wichtigen Sache annehmen wolle. So verbreitete der damalige Verbraucherschutzminister Seehofer schon bei den ersten großen Gammelfleisch-Vorkommnissen im Jahr 2006/2007 eine entsprechende Maßnahmenliste – von der jedoch nicht viel übrig blieb. Ähnlich war es bei seiner Nachfolgerin Ilse Aigner angesichts des Pferdefleischskandals 2012/2013 („Wer reitet so spät durch Nacht und Rind: es ist die Lasagne, diesmal ohne Rind“). Auch von dieser Liste wurde nicht viel abgearbeitet. Dabei waren die üblichen politischen Reflexe zu beobachten: Druck erzeugt Gegendruck, z.B. durch massive Gegenarbeit betroffener (Wirtschafts-) Kreise. Irgendwann ist die mediale Aufmerksamkeit dann ausgeritten – und das Problem in der öffentlichen Wahrnehmung wieder ein „Problemchen“.