Biofilme:
Wie sich Bakterien vor Antibiotika schützen
Antimikrobielle Substanzen sind nahezu unwirksam bei Infektionen, die durch sogenannte bakterielle Biofilme verursacht werden. Einen solchen „Schutzschild“ bilden Bakterien aus, um sich gegen äußere Einflüsse, wie zum Beispiel Antibiotika, zu wehren. Auf diese Weise verhindert auch der Erreger Pseudomonas aeruginosa das Eindringen von Antibiotika. Der Keim zählt zu den häufigsten Verursachern von sogenannten Krankenhausinfektionen, an denen pro Jahr in Deutschland bis zu 20.000 Menschen sterben. Darunter versteht man Infektionen, die während eines Aufenthalts oder einer Behandlung in einem Krankenhaus auftreten.
An erster Stelle der Krankenhausinfektionen stehen Blasenentzündungen. Mehr als 80 Prozent davon werden durch Blasenkatheter verursacht, die den Bakterien als Eintrittspforte in den Körper dienen. Blasenkatheter werden zur künstlichen Ableitung von Urin eingesetzt. Im Krankenhaus sind sie zum Beispiel nach einer Operation bei bettlägerigen Patienten oder bei bewusstlosen Personen notwendig.
Die Bildung von Biofilmen, mit denen sich die gefährlichen Keime vor Antibiotika schützen können, lässt sich durch die Unterbrechung ihres bakteriellen Kommunikationssystems Quorum sensing (QS) verhindern. QS wird von Bakterien genutzt, um Prozesse zwischen mehreren Zellen zu koordinieren. Wissenschaftler aus Portugal haben 2013 untersucht, wie verschiedene pflanzliche Inhaltsstoffe auf das QS-System wirken und dabei festgestellt, dass die in Kapuzinerkresse und Meerrettich enthaltenen Senföle einen hemmenden Effekt auf das QS ausüben. Darüber hinaus konnten die Forscher auch eine direkte hemmende Wirkung auf das Bakterienwachstum nachweisen, die bereits in zahlreichen früheren Studien* belegt ist. Die Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich sind damit bei akuten unkomplizierten Harnwegsinfektionen eine sinnvolle Therapieoption, um der wachsenden Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen entgegenzuwirken.
* Drug Res 63: 65–68 (2013), Drug Res 56/12: 842-849 (2006), Phytotherapie 29, Suppl.1: 22-23 (2008), Drug Res 56: 249-257 (2006), Arzneim.-Forsch./Drug Res. 57, No. 4: 238-246 (2007), Curr Med Res Opin 23(10): 2415-2422 (2007)
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