Wenn die Darmflora nach Antibiotika-Gabe einen Ausreise-Antrag stellt ...

Kategorien:  Forschung,  Resistenzen 

Dass der Mensch nicht alleine daherkommt, sondern komplex mit Mikroorganismen besiedelt ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Viele Internisten betrachteten bis vor Jahren die menschliche Darmflora allerdings meist nur als „lästiges Sichthindernis“ bei der Endoskopie. Mittlerweile stürzen sich jedoch immer mehr konventionell arbeitende Ärzte auf aktuelle Erkenntnisse, die unter dem neuen Schlagwort „Mikrobiota“ verbreitet werden. Als Mikrobiota oder manchmal auch als Mikrobiom bezeichnet man alle auf und in einem Organismus beheimateten Mikroorganismen. Ein Beispiel hierfür sind die mittlerweile vielfach bestätigten Erkenntnisse zu bestimmten Verschiebungen der Darmflora bei übergewichtigen Patienten1).  Auch bei einer anstehenden antibiotischen Therapie kann es jeder auf den Beipackzetteln lesen und/oder weiß es aus persönlicher Praxis: Eine häufige Nebenwirkung von Antibiotika ist Durchfall. Dieser kann zusammengefasst und plastisch als „kollektive Ausreise ansässiger Darmbakterien“ betrachtet werden. Besonders häufig ist diese Nebenwirkung bei den antibiotisch wirksamen Substanzen Erythromycin, Lincomycin/Clindamycin, Cephalosporinen, aber auch bei Tetrazyklinen, Ampi- und Amoxicillin, Neomycin und Gyrasehemmern (Chinolonen)2). Bereits in den 1990er Jahren wurde das Ausmaß der Nebenwirkungen „Durchfall nach Antibiotika-Anwendung“ auf ca. 1 Million sog. „Durchfalltage“ pro Jahr hochgerechnet. 

Blasenentzündungen: Wege jenseits der reflexartigen Verordnung von Antibiotika

Kategorien:  Forschung 

Blasenentzündungen belasten. Besonders Frauen. Das liegt an der weiblichen Anatomie. 50-70 % aller Frauen erleiden mindestens einmal im Leben eine akute Blasenentzündung1. So verdächtig die klinischen Symptome sind, so schwer tun sich manchmal selbst Fachleute mit einer korrekten Diagnose. Grund: Werden  Harnproben von Patienten auf  Mikroorganismen hin untersucht – was zu befürworten ist –, so erhält man sehr häufig positive Befunde,  also beispielsweise Nachweise von Bakterien. Nun ist es ärztliche Kunst, die sogenannte „asymptomatische Bakteriurie“, d.h. einen harmlosen Nachweis von diesen Mikroorganismen im Harn, von klinisch bedeutsamen Bakterienfunden, also Krankheiten verursachenden Erregern,  zu trennen. Wer davon nicht viel versteht, kommt leicht zu dem voreiligen Kurzschluss, man müsse Antibiotika verordnen. Dass  eine übermäßige Gabe an Antibiotika zu Resistenzen führt ist bekannt, doch Antibiotika stellen auch einen wesentlichen Störfaktor für die  individuelle Bakterienflora dar, die normalerweise eine individuell relativ konstante Zusammensetzung hat.

Vorsicht beim Einsatz von Nasensprays – Anwendungsdauer begrenzen und auf Hygiene achten!

Kategorien:  Atemwegsinfekte,  Forschung 

Wer aufgrund einer starken Erkältung mit juckender und verstopfter Nase kaum noch durchatmen kann, der greift zur Linderung der Beschwerden gerne zu abschwellenden und teilweise pflegenden Nasensprays. Doch diese sind für Betroffene nicht nur Segen: Zwar wissen die meisten Patienten, dass gerade abschwellende Präparate zu einem Gewöhnungseffekt führen können und bei dauerhaftem Einsatz die Nasenschleimhaut nachhaltig schädigen können. Was jedoch wahrscheinlich weniger bekannt ist: Eine regelmäßige Anwendung von Nasensprays birgt zudem die Gefahr, sich immer wieder neu mit den Krankheitserregern zu infizieren. Denn aktuelle Ergebnisse einer australischen Studie1 bestätigen, dass sich eine Vielzahl von Bakterien auf dem Sprühkopf von steroidhaltigen Nasensprays tummeln… 

ADEP – eine „neue Substanz“, die Bakterien in den Selbstmord treibt

Kategorien:  Forschung 

Die galoppierende Zunahme gefährlicher Resistenzen gegenüber verschiedensten Antibiotika wurde in diesem Blog schon vielfach thematisiert. Es verwundert nicht, dass sich viele Wissenschaftler mit dem Groß-Thema „antibiotikaresistente Substanzen“, das Aufmerksamkeit und möglichen wirtschaftlichen Erfolg verspricht, beschäftigen. Viele Versuchsdaten aus aktuellen Studien werden im Vergleich zu früher sehr früh und „populär“ über alle Medienkanäle vermarktet, um Hoffnungen zu wecken und vielleicht auch, um Forschungsgelder loszueisen oder wirtschaftliche Interessenten zu finden. Insofern sind derartige Meldungen immer mit einer kritischen Distanz zu werten.