Dafür sind sie zu wertvoll – Zweifelhafte antibiotische Anwendungen fernab von Infektionskrankheiten und interessante Alternativen bei Harnwegsinfektionen

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Antibiotika bei Rückenschmerzen, bei Posttraumatischen Belastungsstörungen oder bei der Behandlung von Blinddarmentzündungen – liest man die Meldungen der letzten Monate*, beschleicht einen der Eindruck, dass die medizinische Praxis seltsame intellektuelle „Beifänge“ bereithält. Um auf letztgenannte Indikation einzugehen: Unbestritten ist eine akute Appendizitis (Blinddarmentzündung) in der Kinderarztpraxis ein klinisches Geschehen, welches konsequentes Handeln erfordert und es gibt an der medizinischen Ursache nicht viel auszulegen. Daher war die chirurgische Intervention immer Erste Wahl. „Aber wieso nicht einmal über den Tellerrand schauen?“, haben sich Wissenschaftler aus China gefragt. In einer Meta-Analyse verglichen die Forscher die alleinige Antibiotika-Gabe mit einer operativen Entfernung des Blinddarms 1. Resultat: In der Gruppe der Kinder, die nur das Antibiotikum erhielten, waren 9 von 10 Patienten mit unkomplizierter Appendizitis innerhalb von 48 Stunden symptomfrei, ebenso im Monat danach. ABER: Ca. 30 Prozent der Kinder mussten innerhalb eines Jahres dennoch chirurgisch behandelt werden, offensichtlich, weil die Causa noch fortbestand.