Blasenentzündung: Nicht jede Frau will Antibiotika

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Ständiger Harndrang, Schmerzen im Unterleib, Blut im Urin oder Brennen beim Wasserlassen sind Symptome, die in der Regel auf eine Blasenentzündung hindeuten. Stellt der Arzt die entsprechende Diagnose, wird meist ein Antibiotikum verschrieben. Dass dies nicht immer im Sinne der Patientin ist, zeigt eine aktuelle Studie aus Holland.

Frauen im Fokus der Untersuchung

Vier von fünf Patienten, die mit einer Blasenentzündung zum Arzt kommen, sind weiblich. Daher wurden bei einer holländischen Studie ausschließlich Frauen befragt, ob diese bei Vorliegen einer unkomplizierten symptomatischen Blasenentzündung erst einmal bereit seien, auf ein Antibiotikum zu verzichten. Auf diese Frage hin standen der aktuellen Untersuchung zufolge 37% der 137 befragten Patientinnen einem zurückhaltenden Antibiotikaeinsatz positiv gegenüber [1]. Die Daten belegen, dass somit jede 3. Frau Bereitschaft zeigt, ihre Blasenentzündung trotz Beschwerden erst einmal ohne chemische Antibiotika in den Griff zu bekommen. Gerade bei einfachen bakteriellen Infektionen, wie dies bei unkomplizierten Blasenentzündungen der Fall ist, werden Antibiotika oft unnötigerweise eingesetzt. Hier lohnt es sich in der Regel, vorerst auf ein Antibiotikum zu verzichten und alternative Behandlungsansätze zu verfolgen, z. B. viel zu trinken und entzündungshemmende, aber gleichzeitig antibakteriell wirksame Phytotherapeutika zu verwenden. Dass pflanzliche Antibiotika bei unkomplizierten Blasenentzündungen sowie zur Vorbeugung von immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten empfohlen werden können, war auch das Ergebnis einer Expertendiskussion zum Thema „Behandlung von Blasenentzündungen – Wege aus der Resistenzfalle“ Ende 2012 in Frankfurt. Da nicht jede Frau auf eine Antibiotika-Therapie besteht, sollte diese Einstellung von ihrem Arzt unterstützt werden. Dies kann durchaus dazu beitragen, den Antibiotikaverbrauch sowie die Gefahr der Resistenzentwicklung zu senken und die Wirksamkeit von Antibiotika bei mittelschweren und schwerwiegenden bakteriellen Infekten zu gewährleisten.

Warum überwiegend Frauen an Blasenentzündung leiden

Die Tatsache, dass vor allem bei Frauen Blasenentzündungen auftreten, liegt hauptsächlich in der weiblichen Anatomie begründet: Die Harnröhre ist bei Frauen fünfmal kürzer als bei Männern. Dadurch gelangen die Keime, die ursächlich für die Entstehung von Harnwegsinfekten sind, schneller in die Blase. Da es sich bei den Erregern in den meisten Fällen um E. coli Bakterien aus dem Darm handelt, sollten vor allem Frauen nach dem Stuhlgang auf eine korrekte Hygiene, also das Abwischen von vorne nach hinten, achten. Einen Schutz vor diesen Bakterien stellt bei Männern zusätzlich die Prostata dar – diese bietet eine natürliche Barriere, die bei Frauen nicht vorhanden ist.

Zudem bekommen Frauen häufig nach dem Geschlechtsverkehr eine Blasenentzündung, weshalb auch immer wieder von der sogenannten „Flitterwochen-Zystitis“ die Rede ist: Bakterien aus der Scheide gelangen hierbei in die Harnröhre und verursachen die schmerzhafte Entzündung. Daher empfiehlt sich nach dem Geschlechtsverkehr ein Gang zur Toilette – dies trägt dazu bei, möglicherweise übertragene Keime wieder loszuwerden.

Ein weiterer Tipp zur Vorbeugung einer Blasenentzündung ist beispielsweise eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr bei den ersten Anzeichen, um Keime aus der Blase zu spülen. Zudem senkt das häufige Entleeren der Harnblase das Risiko einer Harnwegsentzündung.

Quellen:

[1] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23721260