Im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion wurden im Dezember 2012 50 Mett-Proben in zehn Städten getestet. Belastet ist das Mett in acht Proben gewesen, unter anderem aus einer Bäckerei in Osnabrück sowie aus Discountern in Hamburg und Köln. Auch Proben in Leipzig, München und Essen hätten Rückstände der antibiotika-resistenten Keime aufgewiesen.
Wie gelangen antibiotika-resistente Keime ins Fleisch?
Bei Lebensmitteln lassen sich insbesondere auf Fleisch immer wieder Keime nachweisen, die häufig zu denselben multi-resistenten Bakterienstämmen gehören, die auch in Kliniken zu einem immer größeren Problem werden. Untersuchungsergebnisse von Geflügel-, Scheine- und Rinderbeständen zeigen, dass in den letzten Jahren das Auftreten von Erregern wie Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) und ESBL-tragenden Bakterien immer stärker zunimmt. Bei den sogenannten ESBL-positiven- (Extended-Spectrum Beta-lactamase-positiven) Keimen handelt es sich um Bakterien, die Enzyme besitzen, welche bestimmte Antibiotika unwirksam machen können. Durch Zahlen lässt sich heute belegen, dass z.B. die MRSA-Rate der deutschen Tierbestände und Landwirte sehr hoch ist: Rund 50-60% der Schweine sowie etwa die Hälfte der Landwirte sind zwischenzeitlich mit MRSA besiedel. Obwohl beim Schlachtvorgang MRSA weitestgehend durch das Brühen und Abflammen der Tiere von der Hautoberfläche beseitigt wird, und der Schweinerüssel, als ökologisches Reservoir für MRSA und somit Hauptbesiedelungsort, nicht zum Rohverzehr geeignet ist, können die gegen Antibiotika-resistenten Keime aufgrund mangelhafter Hygienemaßnahmen bei der Fleischverarbeitung in das Fleisch gelangen.
Ein noch größeres Risiko besteht beim Verzehr von Mett, welches mit Durchfallerregern (z.B. Salmonellen) kontaminiert ist, die auch in den inneren Organen vorkommen und weniger vom Brüh- und Abflammvorgang betroffen sind.
Gefördert wird die Entstehung dieser resistenten Keime durch den massiven Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung. Antibiotika werden in der Massentierhaltung eingesetzt, um die Ausbreitung von Tierseuchen (Epizootien) zu verhüten. Der Einsatz von Antibiotika als Leistungsförderer ist hingegen unzulässig. Um den Antibiotikaverbrauch zu senken, müssten die Tiere in Kleinstgruppen und v.a. in Freilandhaltung gehalten werden. Dies würde allerdings den Preis pro kg Fleisch vervielfachen. Schon allein aus Mangel an Grünflächen wäre die Nachfrage nicht zu decken. Kritiker der Massentierhaltung fordern seit langem, dass der vorbeugende Einsatz von Antibiotika massiv eingeschränkt werden muss. Denn kein Land in Europa setzt so viel Antibiotikum in der Tiermast ein wie Deutschland. Mit rund 1,7 Millionen Kilogramm verabreichten Antibiotika rangiert Deutschland auf einem der vorderen Plätze beim Einsatz von Antibiotika pro Kilo erzeugtem Fleisch, so die Daten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) 2).
Potenzielles Gesundheitsrisiko für den Menschen
Gesichert ist, dass gegen Antibiotika resistente Keime in Nutztierbeständen (Geflügel, Schwein, Rind) sowie in Lebensmitteln (Schweinefleisch, Geflügelfleisch und Rohmilch) immer häufiger vorkommen. Direkte Zahlen darüber, wie hoch das Risiko ist, durch den Verzehr von belasteten Lebensmitteln zu erkranken, existieren jedoch nicht. Die meisten, für den Menschen riskanten resistenten Keime, stammen nach wie vor aus Krankenhäusern und nicht aus der Massentierhaltung. Dennoch warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) davor, dass im Falle einer Erkrankung nach dem Verzehr von kontaminiertem Fleisch eine Behandlung erschwert sein kann. Dies lässt sich aus den Erfahrungen von Krankenhausinfektionen ableiten: So geht die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene davon aus, dass in Deutschland jährlich bis zu 20.000 Menschen Infektionen sterben, die sie in Krankenhäusern erworben haben – eine wesentliche Ursache hierbei ist die Problematik der resistenten Keime, z.B. dem MRSA-Keim, wodurch die Patienten auf die Behandlung mit Antibiotika nicht mehr ansprechen.
Zu Recht wird die Forderung immer lauter, den Antibiotika-Einsatz in Ställen stärker zu kontrollieren. Die Verwendung von Antibiotika muss sich zukünftig ausschließlich auf die Behandlung von Tiererkrankungen beschränken und auf ein absolut notwendiges Mindestmaß reduziert werden.